DER URTEILSSPRUCH UND DER WIDERSPRUCH


Einige Wochen später wurden wir unterrichtet, dass die Seeley Vorwürfe nicht berechtigt seien und die Anklage abgewiesen sei. Seeley und ihr Anwalt versuchten sofort, die Entscheidung beim AKC Vorstand anzufechten. Mr. Tiffins Widerspruchbrief, dessen Kopie mir der AKC zuschickte, enthielt drei Seiten nicht substantiiertes Zeugs wie zum Beispiel: „es ist außerdem anzumerken, dass einige Hunde der Kayaklinie als Sibirian Huskys vorgestellt wurden.“ Unglaublich! Ein neuer Vorwurf ohne Ankündigung und ohne uns von Änderungen zu informieren. Und deshalb, denke ich, weil es keine Möglichkeit für sie gab etwas zu beweisen. Ich konnte nicht glauben, dass Mr. Tiffin nicht klar war, dass seine Taktiken unsauber waren. Und noch wichtiger als alles andere was in der Schrift vorgebracht wurde, seine Erklärung, gezeigt als Sibirian Husky war nicht im Geringsten begleitet von irgendwelchen Beweisen, welcher Hund, welche Ausstellung, wann, welcher Besitzer…

Als ich seine Begründung las, fand ich keinerlei Substanz. Alles basierte auf Vermutungen, Anschuldigunge., Die Aussagen der Leute seinen sicherlich nicht wahr, und zum Schluss verwies er auf die INTEGRITÄT von Eva Seeley, die nicht angezweifelt werden könne… Kann sein, dass ich mich irre, aber es erschien mir ziemlich anmaßend, eine Frau die zugegeben hatte, eine eidesstattliche Erklärung gefälscht zu haben, als integer und zuverlässig zu bezeichnen. Ich werde nichts mehr über die Widerspruchsverhandlung am 28.11.1956 erzählen, es reicht wenn ich hier sage, dass der Widerspruch abgewiesen wurde.




NACHTRAG


Einige Leute werden glauben, es sei hier meine Absicht, Eva Seeley zu diffamieren. Dem ist nicht so. ich sehe nur, dass ich meine eigene Geschichte erzählen muss um meine Interessen zu vertreten. . Ich hatte die Verhandlung gewonnen, aber es hat mich 2 Jahre meines Lebens gekostet, eine Menge Arbeit und eine große Summe Geldes.
Sie hatte ihren Prozess verloren, aber sie bezahlte nie den Preis. Nicht wenn man die Taktiken, die sie benutzte, sich anschaute. Viele die wussten was geschehen war, entschuldigten sie. Sahen weg. Wieder einmal. Menschen glauben, was sie glauben wollen. Aber es machte mir nichts aus. Es war eine Gunst, dass alles unter den Teppich gekehrt wurd., Nun, wo sie nicht länger eine Bedrohung für unsere Zucht war. Eigentlich war ich traurig für Eva Seeley, obwohl ich mich manchmal frage, wieso ausgerechnet ich Mitleid mit ihr habe. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass man nun, nach über 30 Jahren wirklich mal die ganze Geschichte erzählen musste. Ich möchte auch betonen, dass es nicht meine Meinung ist, dass alles was Eva Seeley tat total falsch war, eben immer nur ein bisschen falsch.


Einige Jahre später war ich völlig aus der Zucht raus. Und ich vermute, dass der Weg den ich ging etwas damit zu tun hatte, dass ich raus war. Andererseits hatten wir einige Freundschaften, Zusammenschlüsse. Wir trafen einige interessante Charaktere und einige wirklich gute Leute. Jim Lynn war immer 100%ig auf meiner Seite mit seiner Unterstützung, und viele Leute wie die Pearsons und Gormleys und Dawsons begleiteten mich vom Anfang bis zum Ende. Aber ich glaube, jedermann der Kotzebue Hunde hatte, wollte, dass sie gewinnt. Und es war ihnen egal, wie. So ist die menschliche Natur nun mal, Millionen von Arabern weltweit unterstützen Saddam Hussein , nur weil er ein Araber ist und nichts anderes zählt. Die meisten AMCA Mitglieder begriffen, dass ich dabei war, ihre Hunde zu retten, genauso wie meine, und darum gab es viele Gefolgsleute. Aber unabhängig von dem Gericht, und ausgenommen einige von uns aus der Mitte, unsere Malamute Leute waren zumeist M’loot oder Kotzbue Fanatiker. Und sie sahen sich gegenseitig mit dem gleichen Misstrauen und Unmut an, wie die Juden und Araber im mittleren Osten heutzutage. Wenn ich etwas Nettes über beide Linien sagte, wurde ich mit Misstrauen aus beiden Lagern beäugt. Viele Ausstellungen mit meinen Hunden zu gewinnen half da kein bisschen.


Sie und ich wissen, dass unsere Hunde mehr unsere Kinder sind als unser Besitztum. Dies macht es etwas verständlich, aber greifst du meine Briefmarkensammlung an, greife ich deine an. Du schlägst meine Hunde im Showring, und ich werde dich und den Richter in alle Ewigkeiten hassen. Dies alles sollte man wissen, aber viele Dinge gehen einen langen Weg. Und wenn man älter wird, macht einen das alles ein bisschen müde.

Dinge wie dieses Folgende ärgerten mich. Kurz vor der Gerichtsverhandlung erhielt ich einen Brief, ein eventueller Käufer in Kalifornien schrieb:
Ein neues Kapitel beginnt. Ein anderer Züchter möchte uns eine seiner Hündinnen verkaufen. Ich sagte ihr, nachdem ich Geronimo gesehen habe, dass ich eine Tochter von ihm haben möchte. Sie schrieb mir eine Antwort. Bevor sie es wegwerfen, bitte lassen sie mich sagen, ich mag Apache Chief, und weiß definitiv, er ist der schönste Malamute, den ich je gesehen habe. Was auch immer über ihn gesagt wird. Ich mag ihn und möchte eine seiner Töchter. Nun aber ihre Antwort: ich bin sehr zufrieden mit den Zuchthunden. Die Hündin ist eine ausgezeichnete Vertreterin ihrer Rasse, ( das war Kelerak) der Rüde aber, Apache Chief steht unter Beschuss des AKC, was für eine Schande, dass eine Hündin einer solchen Qualität mit einem Rüden mit so einem zweifelhaften Hintergrund verpaart wurde.

Ich habe nie auf diesen Brief geantwortet, aber das ist eines der Dinge, die man nie vergisst. Und solche Dinge sind es, die die Zucht unerfreulich machen und weniger Vergnügen bringen, als es sein sollte. Ich bin sicher, einiges meiner Erzählung geht als Gerücht herum. Aber diejenigen von ihnen, die in den frühen 60ern mit unsere Zucht in Berührung kamen, fanden heraus, dass alles sehr niedlich verpackt wurde, und kein großer Unterschied zu anderen Rassen bestand. Es mag ihnen komisch vorkommen, was alles in den frühen Tagen unserer Zucht geschah, das ist auch der Grund, warum ich ihnen diese Geschichte erzähle.
Großartige Hunde wie Geronimo und Takoma, Cherokee und Sioux waren nur wenige Generationen entfernt von „unbekannt“. Sie wurden schlechtgemacht von Eva Seeley und anderen, deren Hunde auch nicht weiter entfernt von „unbekannt“ waren als meine. Sie nutzten die Bezeichnung „GRÜNDUNGSZUCHTHUNDE“ als hätte es nur die Seeley Hunde gegeben. Aber sowohl Irwin’s Gemo wie auch Sitka und die frühen M’loothunde waren „Gründungszuchthunde“.


Und vergessen sie nie, Gripp of Yukon, einer der ersten Seeleyhunde der registriert wurde, war aus Yukon Jad und Bessie.

Bessie ist beschrieben als Grönland Eskimohund, von niemand anders als Eva Seeley in ihrem Buch „Chinook and his family“. Mehr noch, Yukon Jad s Vater war Grey Cloud, ein Hund, dessen Besitzer Frank Berton aus Dawson in den Yukon Territories, ihn als ¾ Wolf bezeichnete. Um die Glaubwürdigkeit zu unterstreichen nehmen sie bitte zur Kenntnis, dass diese Resultate der Suche nach den frühen Hunden von Richard Tobey stammen, der in meinen Augen mehr über die ersten Tage der Rasse weiß, als irgend jemand anders auf dieser Welt.
Nun bitte glauben sie nicht, dass sie die obigen Tatsachen benutzen sollen um zu sagen, Seeleys Hunde seien keine Malamutes. Jede Rasse beginnt irgendwo. Malamutes, Blutlinien außer acht lassend gehen alle zurück auf „unbekannt“. Was nicht das Schlechteste ist, wenn man bedenkt, dass die meisten Rassen zurückgehen auf Hunde aus anderen Rassen..


EIN WORT ZUM SCHLUSS



Jahre später 1975? Klingelte das Telefon. Es war Maxwell Riddle. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber ich wusste, er war einer der bekanntesten und besten Richter in USA. Er sagte mir, dass er an einem maßgebenden Buch über den Alaskan Malamute arbeite, zusammen mit Eva Seeley. Ich sagte, das erscheine mir als Widerspruch, Eva Seeley und Grundwissen. Das sei etwas, das sich ausschließe.

Nachdem sie keine anderen Malamutes gelten lässt als ihre eigenen, wird dieses Buch sehr schmal und dünn werden. Mr. Riddle sagte, er werde auf jeden Fall unsere Husky Pak Hunde mit hineinnehmen. Das sei der Grund, warum er anrufe, er benötige ein paar Fakten und Tatsachen. Wir unterhielten uns lange, und ich war sicher, er hörte dann einige Dinge, von denen ich sicher war, dass er sie von ihr nicht gehört hatte. Er fragte, ob ich bereit sei, einiges aufzuschreiben. Etwas später schrieb er mir und bedankte sich für das Material, welches ich ihm gegeben hatte. Was ich getan habe, sagte er, ich habe ein Kapitel Eva Seeley’s Anfang geschrieben und ein anderes Kapitel über die Anfänge von Robert Zoller. Und er sagte, ich schreibe was sie geschickt haben, Wort für Wort… Überraschenderweise wurde das Riddle Seeley Buch dann aufgelegt.

Mag sein, sie kennen das Buch und wundern sich, wie das geschehen konnte. Nun ich wunderte mich auch. Konnte es sein, dass Eva Seeley letztendlich doch anerkannte, dass es sich bei den hunderten registrierter Hunde doch um Malamutes handelte? Ich fand es Jahre später heraus. Im September 1987, als ich wieder einen Brief von Maxwell Riddle erhielt, beschrieb er mir, was geschehen war. „Nachdem das Buch aufgelegt war,“ sagte er, „weigerte sich Eva Seeley, jemals wieder mit mir zu sprechen.“

Also das ist es, was in der Zucht des Alaskan Malamute in diesen kritischen Jahren geschehen war. Vielleicht habe ich ihnen zuviel über das erzählt, als sie wirklich wissen wollten. Dies war das wirkliche reale Lebensabenteuer, und wie das Leben der Meisten, war es manchmal ein bisschen traurig. Aber ich denke, es hat sich auf den richtigen Weg begeben, für uns alle, die wir diese Rasse lieben und das wirklich Beste wollen, was wir erreichen können. Rückblickend bin ich sehr stolz auf das was ich tat und erreichte. Ich denke nicht oft darüber nach, aber es traf mich doch mit Freude, als Laura und ich entschieden, nach über 10 Jahren auf eine Ausstellung zu gehen und einen wirklich großen Rüden zu sehen. Schau sagte ich zu ihr, ein Husky Pak Hund.

Wie auch immer, er sah wie einer meiner Hunde aus, und nach gründlicher Untersuchung entschieden wir, dass er das Beste war, was wir in all den Jahren jemals gesehen hatten. Und ich musste nicht sein Pedigree sehen um zu wissen, dass dieser wunderbare Hund nie geboren worden wäre, wenn die Ereignisse nicht so verlaufen wären, all die frühen Jahre, so wie ich es hier beschrieben habe. Und ich bin bereit zu wetten, dass die gleiche Wahrheit auch auf alle anderen besten Gewinnerhunde zutrifft, die die letzten 20 Jahre geboren wurden.
Für mich bedeutet mein Engagement in der Zucht des Alaskan Malamute ein wenig wie die Beschäftigung mit dem 2. Weltkrieg. Es ist nicht mehr so schlimm daran zu denken. Aber es ist etwas, das ich im Leben nicht mehr mitmachen möchte….


The End!

© deutschen Text Ellen Kunz;
Ich habe versucht, das Originaldokument möglichst wortgetreu zu übersetzen. an manchen Stellen musste ich allerdings den Sinn in eigene Worte fassen. Nichtsdestotrotz entspricht die Übersetzung dem Wortlaut des Originals, dessen Text mir mit freundlicher Unterstützung von Christopher Cooper  Starhawk Kennel überlassen wurde.

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