Zecken als Infektionsüberträger
Schutzmaßnahmen- zu Hause und im Urlaub
Von März bis Oktober haben sie in Deutschland Saison – Zecken und ihre Entwicklungsstadien. In Gräsern, Büschen und Sträuchern der Laub- und Mischwaldareale lauern sie auf eine Blutmahlzeit. Ihre Opfer, Vögel, Säugetiere und den Menschen, schädigen sie nicht allein durch Blutentzug. Bis zu 20 Prozent dieser Parasiten sind mit dem Erreger der sogenannten Lyme-Borreliose infiziert, den sie beim Saugakt mit abgesondertem Speichel auf ihren Wirt übertragen. Zur Verminderung des Infektionsrisikos sollten Hunde nach jedem Freilauf gründlich abgesucht und von den drei bis vier Millimeter großen, schwarz oder braun gefärbten Zecken befreit werden. Haben die Blutsauger ihre Opfer erreicht, sind sie oft mehrere Stunden auf der Wirtsoberfläche unterwegs, um eine geeignete Ansaugstelle zu finden. Bevorzugt werden gefäßreiche, dünnhäutige Stellen an Kopf, Hals, Schulter und Achsel. Auch bereits in der Haut verankerte Zecken können noch erfolgreich an der Erregerübertragung gehindert werden. Die Speichelsekretion beginnt frühestens zwei Stunden nach dem Ansaugen. Mit einer speziellen Zeckenzange lassen sich die Insekten erfassen und unter sanftem Zug aus der Haut drehen. Keinesfalls sollte man sie zuvor mit Öl abtöten, denn gerade im Todeskampf setzen Zecken ihren möglicherweise infektiösen Speichel ab.
Zecken sind nicht nur ein hygienisches Problem, sondern es werden durch diese Parasiten auch Krankheiten übertragen. Dabei handelt es sich u.a. um die Borreliose, auch Lyme Disease genannt, und die FSME (Frühsommermeningoenzephalitis), die beide durch den Holzbock übertragen werden.
Im Gegensatz zum Flohbefall, der ganzjährig erfolgen kann, kommt es zum Zeckenbefall hauptsächlich von März bis Juni und dann wieder von September bis Oktober. In trockenen Sommermonaten sind Zecken weniger aktiv. Optimale Umweltbedingungen sind 17 bis 20 °C Umgebungstemperatur und 80 bis 95% Luftfeuchtigkeit.
Zecken leben im Gestrüpp unserer Wälder und je nach Entwicklungsstadium in unterschiedlichen Höhen.
In Deutschland heimisch ist Ixodes ricinus, der gemeine Holzbock. Diese Zeckenart kommt mit Abstand am meisten in Deutschland vor. Durch Hundetourismus aus Südeuropa eingeschleppt, und in einigen Regionen Deutschlands schon endemisch, ist Rhipicephalus sanguineus, die braune Hundezecke. Diese Zecke kann sich allerdings in unseren Breitengraden nur in Wohnungen vermehren. Sie befällt nicht Katzen oder den Menschen, sondern nur den Hund.
Entwicklungszyklus der Zecken
Die Zecken haben, wie auch die Flöhe, mehrere Entwicklungsstufen. Allerdings machen sie keine Puppenruhe durch (hemimetabole Insekten); es finden sich folgende Entwicklungsstadien: Eier – Larve – Nymphe – adulte Zecke.
Die vollgesogenen Weibchen legen unter Steinen und Pflanzen ihre Eier ab; danach sterben sie. Nach ca. 3 bis 5 Wochen schlüpfen die 6-beinigen Larven. Diese haben ein spinnenähnliches Aussehen und sind ca. 1mm groß. Nach ca. 5 – 7 Wochen häuten sich die Larven zur 8-beinigen Nymphe und nach wiederum 10 bis 18 Wochen häutet sich die Nymphe zur erwachsenen (adulten) Zecke.
Jedes Entwicklungsstadium muß Blut saugen, bevor es sich zum nächsten Stadium häutet. Je nachdem, ob jedes Entwicklungsstadium ein neues Opfer befällt, Blut saugt und sich anschließend wieder fallen läßt, oder ob die gesamte Entwicklung auf einem Wirt stattfindet, unterscheidet man ein- und dreiwirtige Zecken. Ixodes ricinus ist dreiwirtig, also befällt jedes Entwicklungsstadium der Zecken ein neues „Opfer“. Die Larve befällt meist kleine Säugetiere (z.B. Nagetiere), die Nymphe etwas größere Säugetiere, wie z.B. Vögel oder Eichhörnchen, aber auch häufig Kinder und unsere Haustiere. Die adulte Zecke von Ixodes ricinus befällt sowohl Hunde, Katzen, Rinder, Schafe und andere Wild- und Haustiere als auch den Menschen.
Bei Rhipicephalus sanguineus handelt es sich ebenfalls um eine dreiwirtige Zecke. Allerdings befällt diese Zecke ausschließlich den Hund.
Die Entwicklung des Holzbockes kann innerhalb ein paar Monaten vonstatten gehen. Meist dauert sie aber 2 bis 3 Jahre, da nicht immer ein geeigneter Wirt zur Verfügung steht. Die Entwicklung von Rhipicephalus sanguineus verläuft dagegen im allgemeinen schneller, da diese Zeckenart nur auf eine Spezies angewiesen ist.
Erwachsene Zecken kann man morphologisch gut an der Beinstellung unterscheiden. Bei Ixodes ricinus ragen die Beine am Kopfbereich vorne heraus, wohingegen bei Rhipicephalus sanguineus die Beine seitlich herausragen. Auch verankert sich Rhipicephalus sanguineus nicht so stark in der Haut, so dass diese Zeckenart leichter zu entfernen ist.
Krankheiten durch Zecken
Bei den Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, spielt in unseren Breitengraden besonders die Borreliose (Lyme Disease) und die FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) eine Rolle.
Borreliose:
Die Borreliose, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht und durch den Holzbock übertragen wird, stellt insofern ein Problem dar, da sie häufig nicht erkannt wird. Neben allgemeinen unspezifischen Symptomen, wie gestörtes Allgemeinbefinden, Anorexie und Fieber, werden besonders Gelenksentzündungen und wechselnde Lahmheiten beobachtet. Der Krankheitsverlauf entwickelt sich oft erst nach Monaten, so dass der Zusammenhang zwischen den Zeckenbiss und den Symptomen leicht übersehen wird. Frühzeitig diagnostiziert läßt sich die Borreliose mit Antibiotika gut bekämpfen. Eine Impfung für den Hund ist inzwischen auf dem Markt.
FSME:
Die Frühsommermeningoenzephalitis wird durch ein Virus (Flavovirus) ausgelöst, das auch durch den Holzbock übertragen wird. Diese Krankheit tritt nur in bestimmten Gebieten Deutschlands auf (Süddeutschland). Neben Bewußtseinsbeeinträchtigungen findet man bei dieser Krankheit meist neurologische Symptome und i.d.R. Fieber. Zur Vorbeugung steht beim Menschen eine Schutzimpfung zur Verfügung, den Hund kann man nur durch eine Zeckenprophylaxe schützen.
Zeckenprophylaxe
Das Ziel bei einem Schutz vor Zecken sollte eine Zeckenprophylaxe sein, so dass die Zecken abgetötet werden, bevor sie sich festbeißen und Blut saugen. Nur so kann eine Übertragung von Krankheitserregern ausgeschlossen werden.
Nur Substanzen, die als Repellent wirken, können den Biß der Zecke verhindern. Sie halten die Parasiten von der Haut fern, gleichzeitig nehmen die Parasiten aber durch ihre Fluchtversuche genug chemische Substanz auf, so dass sie abgetötet werden. Diese Repellenteigenschaft, besitzen u.a. die Pyrethroide. Zu dieser Wirkstoffgruppe gehört beispielsweise Permethrin.
Pyrethroide gibt es in vielen Formulierungen, wie Halsbänder, Puder, Shampoos und auch einem spot-on Präparat.
Als sehr praktisch haben sich die spot-on Präparate bewiesen. Dies sind Lösungen, welche in kleinen Ampullen verpackt sind und direkt punktuell auf die Haut aufgetragen werden. Bei dem spot-on Präparat mit Permethrin (nur für Hunde) verteilt sich die Substanz über die Hautoberfläche innerhalb von 24h und wird dann in den oberen Hautschichten eingelagert. Die Wirkungsdauer beträgt 4 Wochen, da das Präparat mit der Zeit durch die natürliche Hautschuppung abgestoßen wird. Der Hund kann unbedenklich gestreichelt werden. Regen, aber auch gelegentliches Baden beeinträchtigt die Wirkung nicht.
Falls sich doch eine Zecke festgebissen hat, sollte diese unter „Streßvermeidung“ möglichst schnell und schonend entfernt werden, da es sonst zu einer verstärkten Übertragung der Krankheitserreger kommen kann. Die Krankheitserreger befinden sich unter anderem in den Speicheldrüsen im Hinterleib. Eine Quetschung des Zeckenkörpers sollte daher vermieden werden. Am besten wird die Zecke unter einer leichten Drehbewegung mit einer Pinzette entfernt. Ein Betäuben der Zecke mit Öl, Klebstoff oder sonstigen „Hilfsstoffen“ sollte tunlichst vermieden werden. Falls der Zeckenkopf in der Haut verbleibt, so wächst diese meist nach einer gewissen Zeit heraus. Er kann sich aber auch abkapseln und bleibt so als kleines Knötchen zurück. Wenn eine Entzündung entsteht, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Wer mit seinem Hund eines der Mittelmeerländer, Norditalien, die Südschweiz oder Ungarn bereisen will, sollte die Zeckenbekämpfung ganz oben auf den Urlaubsplaner setzen. In diesen Ländern wird der Erreger der Babesiose durch Zecken übertragen. Im Mittelmeerraum ist zudem eine Doppelinfektion mit dem Erreger der Ehrlichiose möglich. In beiden Fällen handelt es sich um Blutparasiten, die ein bis drei Wochen nach der Übertragung Fieberschübe mit gestörtem Allgemeinbefinden, Blutarmut und Blutharn auslösen können. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium entsteht Blutarmut. Treten solche Krankheitszeichen nach einer Urlaubsreise auf, sollte der behandelnde Tierarzt auf den vorangegangenen Auslandsaufenthalt aufmerksam gemacht werden.
Quelle: Tierärzteverband