Der Epilepsie Check

DER EPILEPSIE-CHECK

Wenn Ihr vierbeiniger Freund nicht gesund ist, ist das für Sie eine echte Herausforderung - eine Herausforderung, die Sie mit viel Liebe und Zuwendung, mit fachgerechter medizinischer Behandlung und intensiver Beobachtung meistern können.
WAS IST EPILEPSIE?
Epilepsie gehört zur Gruppe der Anfallserkrankungen. Beim Tier zeigen sich die Anfälle als Muskelkrämpfe. Sie können als anhaltende Muskelanspannung oder als Schüttelkrämpfe auftreten. Gleichzeitig beobachtet man oft: Bewusstseinsverlust, Halluzinationen, Verhaltens- und Wesensänderungen, Harn- und Kotabsatz sowie Speicheln. Der Schweregrad kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Auch ein epilepsiekrankes Tier kann ein treuer Gefährte sein.
Es braucht Liebe, Betreuung und Beobachtung.
Man unterscheidet zwei Arten der Epilepsie:
Die primäre Epilepsie ist eine angebotene Krankheit. Sie tritt häufig bei Kleinpudelrassen, Beagles und Collies auf. Die Tiere sind oft älter als zwei oder drei Jahre, wenn der erste Anfall beobachtet wird.
Die sekundäre Epilepsie ist nicht angeboren, sondern tritt in Folge von anderen Erkrankungen auf. Ursache können Infektionskrankheiten wie Staupe sein. Aber auch andauernde Gehirnentzündungen und andere Krankheitsbilder können Auslöser für eine sekundäre Epilepsie sein.

WIE SIEHT DAS KRANKHEITSBILD BEI HUND UND KATZE AUS?
Typisch ist, dass der Anfall plötzlich beginnt. Häufig erkennt Sie Ihr Tier nicht mehr und ist auch nicht mehr ansprechbar. Dem aufmerksamen Besitzer können folgende Anzeichen auffallen: Fliegenschnappen, Schwanzbeißen, Raserei, Angstzustände oder ähnliches. Die Tiere stürzen bisweilen unter Aufschreien nieder, der Körper verkrampft sich, es besteht Kiefersperre, die zu Zungenverletzungen führen kann. Nach einigen Sekunden bis wenigen Minuten entwickeln sich rhythmische Krämpfe und Ruderbewegungen von oft hoher Kraftentfaltung. Die Tiere kauen Speichel zu Schaum, sie lassen
jammernde bis stöhnende Laute vernehmen, vielfach wird Urin oder Kot abgesetzt. Der Anfall dauert oft nur wenige Minuten, danach erschlafft der Körper, die Tiere liegen ruhig auf der Seite und erheben sich bald wieder. Häufig sind sie zunächst noch benommen, stoßen zum Teil an Gegenstände und sind noch nicht wieder ansprechbar, erholen sich aber bald. Die Krämpfe können aber auch länger andauern. Nicht immer sind die Symptome in dieser typischen Form zu beobachten. Die Anfälle können, wesentlich schwächer ausgeprägt, zum Teil nur angedeutet und flüchtig sein.
Wenn Ihr Tier einen epileptischen Anfall bekommt: kühlen Kopf bewahren, beruhigend zusprechen und ihm helfen, den Anfall so gut wie möglich durchzustehen.

WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG?
Für die Therapie werden Anti-Epileptika eingesetzt. Häufig handelt es sich um Barbiturate wie Phenobarbital. Wegen der geringen Giftigkeit und der langjährigen Erfahrung mit diesem Medikament eignet sich diese Substanz besonders gut für die Behandlung. Aber auch andere Medikamente können zum Einsatz kommen - von Tier zu Tier individuell unterschiedlich und nach dem Ermessen des Tierarztes.
Das Phenobarbital wird über den Darmtrakt aufgenommen, über die Leber abgebaut und zum größten Teil über die Nieren ausgeschieden.
Bei Beginn der Therapie wird erst ein bis zwei Wochen nach Einsatz des Arzneimittels ein konstanter Wirkstoffspiegel erreicht. Während dieser Periode ist noch mit Anfällen zu rechnen. Anfängliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Unlust, aber auch vermehrtes Fressen und Urinieren.
Alle Anti-Epileptika müssen regelmäßig, also als Dauertherapie, gegeben werden. In keinem Fall soll das Arzneimittel ohne Rücksprache mit dem Tierarzt plötzlich abgesetzt oder die Tagesdosis verändert werden, da auf diese Weise sehr oft besonders schwere Anfälle provoziert werden können. Auch bei einem gut eingestellten Patienten können noch mehrere Anfälle pro Jahr auftreten, die dann aber oft weniger schwer ablaufen.

WAS TRÄGT ZU EINER ERFOLGREICHEN THERAPIE BEI?
WAS KÖNNEN SIE ALS TIERBESITZER TUN
· Die tägliche, von Ihrem Tierarzt eingestellte Medikamentendosis muss strikt eingehalten werden.
· Eine konsequente Beobachtung Ihres Tieres ist besonders wichtig. Bei erhöhter Anfallsfrequenz, aber auch beim Gegenteil, also bei Teilnahmslosigkeit Ihres Tieres, sollten Sie unbedingt den Tierarzt aufsuchen. Auf keinen Fall dürfen Sie die Medikamentengabe ohne Rücksprache mit Ihrem Tierarzt reduzieren, erhöhen oder gar vollständig absetzen. Jede Veränderung der Therapie kann epileptische Anfälle auslösen.
· Tierarztbesuche in regelmäßigen Abständen tragen zur optimalen Überprüfung des Gesundheitszustandes und zur Therapiekontrolle Ihres Tieres bei. Der Wirkstoffspiegel des Arzneimittels ist von vielen Faktoren abhängig. So spielen Darm-, Leber- und Nierenfunktion eine wichtige Rolle. Um eine gleichbleibende Konzentration des Anti-Epileptikums zu gewährleisten, ist die Kontrolle des Wirkstoffspiegels über eine Blutuntersuchung sinnvoll. Diese Therapiekontrolle sollte alle drei Monate, mindestens aber alle sechs Monate erfolgen. Die Funktion von Leber und Niere kann gleichzeitig im Rahmen eines Gesundheitschecks durch eine Blutuntersuchung überprüft werden.
Ihr Tierarzt informiert Sie gern.

Epilepsie ist eine Krankheit, die vererbt (genuine Epilepsie) oder erworben (unechte oder sekundäre Epilepsie) sein kann. Der Erbgang der genuinen Epilepsie ist nicht bekannt. Zu den Ursachen, die zu Krämpfen oder krampfartigen Anfällen (erworbene Epilepsie) führen können, gehören verschiedene Krankheiten, vorgeburtliche Schädigungen, Verletzungen, Vergiftungen, Stress, Schlafstörungen, Stoffwechselstörungen, hormonelle Störungen u.a. In den meisten Fällen handelt es sich um die unechte Form.

Es ist daher angebracht, sorgfältige klinische Nachforschungen unter Einbezug der Zuchtlinie zu machen, bevor - wie die Praxis leider zeigt - in leichtfertiger Weise von genuiner Epilepsie gesprochen wird.

Ein Zitat von Epilepsie-Experten Dr. Wood, gefunden auf Dalmaweb

"Meiner Meinung nach werden voreilige Entscheidungen zum Einschläfern epileptischer Hunde zuvorderst von Menschen getroffen, die sich davor fürchten, daß ihr Tier einen Anfall hat oder die fälschlicher Weise annehmen, daß das Tier während und nach der Attacke schrecklich leidet. Während eines Anfalls sind die Tiere nicht in der Lage, Schmerzen oder Angst wahrzunehmen, zumindest erinneren sie sich nicht daran. Dies basiert auf Erkenntnissen bei der Epilepsie des Menschen, und ist - obwohl nicht völlig beweisbar - eine verläßliche Extrapolation aus der Human-Medizin. Der Anfall ist fast immer für den Betrachter wesentlich traumatischer als für das Tier selbst.

Das Bemühen, das Tier vor Verletzungen zu schützen (ins Wasser fallen, gegen irgend etwas zu laufen ...) ist alles, um was sich ein Dabeistehender kümmern sollte - nicht darum, daß das Tier während des Anfalls leiden könnte.

In Bezug auf die Lebensqualität muß noch ein anderer Mythos zerstört werden, nämlich daß epileptische Tiere unglücklich und nicht in der Lage sind, ein zufriedenes Leben zu führen. Viele Besitzer berichten von einer andauernden Veränderung im Temperament nach dem ersten Anfall, und einige berichten, daß der Hund anscheinend nicht mehr so glücklich ist, seit er krampfhemmende Medikamente bekommt. Trotzdem ist es völlig normal, daß diese Tiere ein langes und erfülltes Leben haben - mit gelegentlichen oder seltenen Anfällen. Und es scheint mir unmoralisch, den voreiligen Schluß zu ziehen, daß man sich um diese Tiere nicht liebevoll kümmern kann und ihnen nicht erlaubt, friedlich und in der Umgebung ihrer Familie ihr Leben zu verbringen. "

Ursachen der Epilepsie und AltersgruppenAltersgruppe in Jahren
Ursache< 11-5>5
Primäre EpilepsieX
Sekundäre Epilepsie
Extracranial (außerhalb des Schädels)
Metabolisch (Stoffwechsel):
Hypoglykämie (Blutzuckermangel)XX
Hypokalzämie(Kalziummangel)XX
Encephalopathia hepatiticaXX
HyperlipoproteinämieXX
Toxisch (Vergiftungen)XXX
Intracranial (innerhalb des Schädels)
Entwickelt:
Hydrocephalus (Wasserkopf)X
LissencephalyX
Stoffwechsel ErkrankungenX
GeschwulsteX
Ansteckungen
TollwutXXX
StaupeXXX
RickettsienXXX
Protozoale Erkrankung (einzellig ...)XXX
PilzerkrankungenXXX
G(r)anulomatous meningoencephalitisX
TraumaXXX
Vascular (Blutgefäße)X

Quellen unter anderem:

Budras/Fricke/Richter (Atlas der Anatomie des Hundes)


Fälschlich wird oft eine Hyperventilationstetanie als Epilepsie diagnostiziert. Hunde die unter Stress stehen, die man umgangssprachlich als Seelchen bezeichnen würde, können eine HVT entwickeln, darum ist es unerlässlich sofort nach einem "Anfall" den Arzt aufzusuchen und eine Blutuntersuchung durchzuführen. Hier muss sofort der Calciumwert bestimmt werden, welcher bei einer HVT weit unter den Normwert sinkt. Der Hund kann durch Calciumgabe bei einer HVT wieder aufgebaut werden. Sprechen sie mit ihrem Tierarzt!

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